Nicht mein Ding : Gender im Design
Gender [d͜ʃɛndɐ], das Substantiv, Neutrum
Geschlechtsidentität des Menschen als soziale Kategorie (z. B. im Hinblick auf seine Selbstwahrnehmung, sein Selbstwertgefühl oder sein Rollenverhalten)
Eine Bank zum Stillen im öffentlichen Raum, ein Hijab für den Leistungssport, ein Fahrradsattel, der die Prostata entlastet, ein rauchender Paffprotz und ein qualmendes Dämchen, Blau bevorzugt der Junge und Rosa liebt das Mädchen? Was hat Gender mit Design zu tun?
Was bedeutet es, genderspezifisch, -sensibel oder gar -blind zu gestalten? Fest steht: Neutrale Dinge gibt es nicht.
Auf vielfältige und kritische Weise gibt das Nachdenken über Gender im Design Antworten auf die immer noch offene Frage »Wie wollen wir leben?«. Diese Frage war schon am Bauhaus und an der ehemaligen HfG Ulm hochaktuell. Die Gute Form und der Funktionalismus der Nachkriegsgesellschaft waren die Antworten ihrer Zeit. Doch die Zeiten ändern sich und mit ihr Rollen- und Berufsbilder, Zielgruppen, Gestaltungsgrundsätze und -lösungen.
Eine Gestaltung »für alle«: Was bedeutet das heute? Mehr denn je ist es an der Zeit für eine umfassende Ausstellung, die diese Frage mit der alle Menschen persönlich betreffenden Kategorie Gender und den sie umgebenden Dingen verbindet. Anhand von kritischen, spielerischen, innovativen und provokanten Lösungen der angewandten Designforschung sowie von historischen und zeitgenössischen Positionen lädt die Ausstellung „Nicht mein Ding – Gender im Design“ als Ort zur lebendigen Auseinandersetzung damit ein.
Das HfG-Archiv Ulm schrieb unter dem Fokus Gender Design 2018 zum ersten Mal ein Designer-in-Residence-Programm aus. Die kanadische Designerin Olivia Daigneault Deschênes (*1993) wohnte und arbeitete während ihres dreimonatigen Stipendiums auf dem HfG Campus.
Weitere Kooperationen fanden mit dem Aicher-Scholl-Kolleg (vh ulm) und der Realschule Dornstadt statt. Die Resultate dieser Projekte bieten gemeinsam mit den Exponaten aus den 1950er und 1960er Jahren und den ihnen gegenübergestellten zeitgenössischen Positionen aus der Design- und Alltagswelt einen abwechslungsreichen Rundgang zum Nachdenken über Gender im Design.
Zeitweise stellt der Projektraum die »PUTTE« fotografische Arbeiten von Juliane Peil aus: Ihre Streifzüge durch urbane Räume der Zweilandstadt Ulm / Neu-Ulm bieten Perspektiven auf die Relation von »Gender – Space – Architecture«.