Forschung
Das HfG-Archiv initiiert und unterstützt regelmäßig Forschungsprojekte, die sich mit der Geschichte der Ulmer Hochschule befassen.
Das HfG-Archiv initiiert und unterstützt regelmäßig Forschungsprojekte, die sich mit der Geschichte der Ulmer Hochschule befassen.
Tomás Maldonado lehrte von 1954 bis 1967 an der HfG Ulm und prägte das Programm der Schule in entscheidender Weise. Das Aufenthalts-Stipendium „Designer in Residence“, vom HfG-Archiv in Zusammenarbeit mit der Stiftung HfG Ulm 2023 zum dritten Mal vergeben, war Maldonados Arbeit als Design-Theoretiker gewidmet.
Am 25. April 1922 wurde Tomás Maldonado in Buenos Aires, Argentinien geboren. Mit seiner Tätigkeit an der Hochschule für Gestaltung Ulm und seinen damals verfassten Essays und Vorträgen trug Tomás Maldonado wesentlich dazu bei, dass die HfG das Bauhaus als Vorbild hinter sich lässt und aktiv zur Herausbildung des Berufsbildes des modernen Industriedesigners beiträgt.
Nur wenig bekannt in der Bundesrepublik Deutschland, wurde Tomás Maldonado vielfach ausgezeichnet und ist gerade in Italien und in Südamerika in wegen seiner Schriften und seiner langjährigen akademischen Tätigkeit immer noch hoch angesehen. Er verstarb 2018, im Alter von 96 Jahren, in Mailand.
Stipendiat war 2023/2024 Jan Sagasser. Geboren 1997, studierte Sagasser Produktgestaltung an der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd. Einem forschungsorientierten Designansatz folgend, beschäftigt er sich mit Themen der ökologischen Verträglichkeit von Produkten sowie den soziokulturellen Veränderungen, die für eine nachhaltige Wandlung des Konsumbewusstseins erforderlich sind. Für seine Arbeit zur Produktgestaltung der Ressourcenknappheit wurde er zuletzt zusammen mit seinem Projektpartner Raphael Jung mit dem Bundespreis Ecodesign des Umweltbundesamts ausgezeichnet.
In seinem 1972 erschienenen Essay „Umwelt und Revolte“ schildert Tomás Maldonado sein Verständnis der vorherrschenden Probleme in der Umweltplanung. Heute sind wir mit den Auswirkungen eben dieser von Maldonado geschilderten Probleme konfrontiert. Das Ziel der Forschung Jan Sagassers war daher, das Denken Maldonados und seine Ansätze im Feld der Gestaltung der menschlichen Umwelt erneut aufzugreifen, um aus gegenwärtiger Perspektive Schlüsse für den Umweltdiskurs und die Designpraxis zu ziehen.
Die resultierende Sammlung der Erkenntnisse aus den Recherchen im Archiv der HfG Ulm und in Maldonados in Mailand aufbewahrtem Nachlass erweitert seine Schilderungen aus den 70er-Jahren durch bislang kaum ins Deutsche übersetzte Arbeiten, Interviews und Vorträge. Die Sammlung schafft so ein grundlegendes Verständnis von Maldonados Vorstellung der Rolle, die Design in einer auf den Erhalt der natürlichen Umwelt ausgerichteten Gesellschaft einnehmen sollte.
Zwischen 1955 und 1967 konzipierte die HfG Ulm vier Ausstellungen, die regional, national und international, zuletzt auf der Weltausstellung in Montréal, große Beachtung fanden.
Das dazu im HfG-Archiv vorhandene Material diente in diesem Forschungsprojekt als Grundlage für eine Thematisierung von Fragen der Gestaltung in der geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung. Hier kann die HfG als Vorreiter bezeichnet werden.
Im Rahmen des Projektes entstanden zwei Dissertationen, die Ausstellung HfG Ulm: Ausstellungsfieber sowie eine Projekt-Webseite.
Gefördertes Forschungsprojekt innerhalb der Initiative „Forschung in Museen“ der VolkswagenStiftung
Er studierte Produktgestaltung und Strategische Gestaltung an der HfG Schwäbisch Gmünd. In seinem Studium beschäftigte er sich mit Fragen der Nachhaltigkeit sowie der Begründbarkeit von Gestaltung in fachfremden Kontexten. Seine Arbeiten befinden sich an der Schnittstelle zwischen Gestaltung, Strategie und Forschung.
Ausgehend von den Überlegungen an der HfG Ulm, wie man den Designprozess systematisieren und wissenschaftlich begleiten könne, hat sich Simon Hettler aus München 2020 mit dieser Thematik über 50 Jahre nach Schließung der Ulmer Designhochschule auseinandergesetzt.
Im Rahmen des Projekts „AI aided Design − Artificial Intelligence aided Design“ − suchte er nach Möglichkeiten und Grenzen, Gestalter*innen im Designprozess durch künstliche Intelligenz zu unterstützen. Sehen und hören Sie mehr hierzu.
Geboren in Montreal, absolvierte sie 2018 ihren Master in Architektur an der University of British Columbia in Vancouver, Kanada. Zur Zeit arbeitet sie in einem Architekturbüro in Montreal. Zuvor schloss sie ihr Bachelorstudium in Architektur an der University of Montreal ab (2015) und studierte 2017 für ein Auslandssemester an der Lund Universität in Schweden.
Olivia Daigenault Deschêne ist leidenschaftlich interessiert an Gender Studies und feministischen Theorien und versucht, verschiedene Wege des Feminismus in Architektur und Design zu durchdringen. In ihrer Praxis untersucht sie Methoden der Architekturgestaltung als potenzielle Werkzeuge für Aktivismus und kritisches feministisches Wissen.
Im Herbst 2018 wurde Olivia Daigenault Deschêne vom HfG-Archiv Ulm, von der Stiftung für Gestaltung HfG Ulm und von Prof. Dr. em. Uta Brandes (themen- spezifisches Jurymitglied) als erste Stipendiatin des Residence-Programms ausgewählt und eingeladen.
„Zeig‘ mir wie du isst und ich sag‘ dir wer du bist“:
Was sagt es über uns aus, wie wir essen und womit? Abgesehen davon, dass es auf der Welt verschiedene Tischkulturen gibt, ist das Essen eine Tätigkeit, bei der wir soziale, insbesondere auch Geschlechterrollen ausüben bzw. ‚perfomen‘.
Inspiriert vom täglichen Mittagessen in der ehemaligen HfG-Mensa und aus einer feministisch-kritischen Perspektive studierte Olivia Daigneault Deschênes Fotobestände und Archivalien in Bezug auf die Themen Sitzen und Besteck-Design, sowie die Architektur der Bill-Mensa. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen sind Studien, Performances, Entwürfe und Modelle einer angewandten Designforschung, keine funktionalen Gestaltungslösungen – in Bezug auf geschlechtsspezifisches Rollenverhalten legen sie offen, spitzen zu, bis hin zu einem Karikieren stereotyper Erwartungshaltungen. Präsentiert wurden die Ergebnisse in der Sonderausstellung „Nicht mein Ding – Gender im Design“ im HfG-Archiv.
Persönlicher Rückblick:
„Für drei Monate auf dem HfG-Campus zu leben erlaubte mir, mich in einem inspirierenden Umfeld verstärkt mit den Themen Feminismus und Architektur zu beschäftigen. Auf Grund meines Interesses, mittels Design patriarchiale Strukturen des Alltags offenzulegen, entschied ich mich dafür, auf das Thema Essen und dessen Verhältnis zu ‚Gender‘ zu fokussieren. Am meisten inspiriert hat mich dazu die Gestaltung der HfG-Mensa von Max Bill. Für eine feministisch-kritische Perspektive wende ich in meinem Projekt ‚Zeig‘ mir wie du isst und ich sag‘ dir, wer du bist‘ Performance und ‚critical thinking‘ als Designmethoden an.“ Olivia Daigneault Deschênes
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